Eugestik

 

EUGESTIK

„eu“ (gr.) =gut“- „wohl“ /„gestus“ (lat.) =„Bewegung“

„nonverbale Kommunikation“

Als ein erstes Ergebnis im Aufbau des Atelier zur Entfaltung der Sinne im Musicon-Wennigsen ist nach siebenjähriger Forschungsarbeit über die Frage nach den Beziehungen zwischen der menschlichen Arbeit und den Sinnen im Jahre 2010 die Eugestik entstanden. Die Frage nach der Bedeutung einer Sinnesschulung im Arbeitsprozess stand zunächst für eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen im Vordergrund und ist sehr schnell hiervon losgelöst worden zu Gunsten einer Betrachtungsweise unabhängig vom Behinderungsgrad oder Bildungsgrad eines Menschen.

Wir bezeichnen diesen Schulungsweg als die

Lehre von der durchseelten Bewegung“

 
 

Ausgangspunkt

Mitten hinein in unsere Zeit der Mechanisierung aller Lebensvorgänge enstehen mit der Eugestik – der durchseelten Bewegung Produkte, die unter dem Gütesiegel einer bewusst als menschliche, nicht maschinelle, sondern beseelten Bewegung hergestellt werden.

Die durch die Maschine möglich gewordenen enormen Errungenschaften und Fortschritte in allen umserem Bewusstsein zugänglichen und auch unzugänglichen Bereichen haben unser Lebens-Gefühl und unsere Lebens-Einstellung gewaltig verändert.

Wir erleben eine Mechanisierung unseres Alltages, des persönlichen wie des gemeinschaftlichen und beruflichen Lebens gar nicht mehr als etwas Totes, als etwas Mechanisches. Die Mechanisierung ist aus unserem sinnlichen Fassungsvermögen oft schon in das untersinnliche Fassungsvermögen übergegangen. Dieser Bewusstseinssprung konnte eintreten, seit dem wir zu der Mechanisierung der Welt die Digitalisierung der Welt hinzufügen.

Maschinen-Arbeit steht schon längst nicht mehr nur als Ergänzung zur Menschen-Arbeit da, sondern umgekehrt: der Mensch dient der Maschine; er bedient die Maschine.

Die Arbeitsbewegung der Maschine führt – soll diese maschinengemäß sein – zur Stoffbildung. Die Arbeitsbewegung des Menschen führt -soll diese menschengemäß sein – zur Substanzbildung. Die Andersartigkeit einer Maschinen-Arbeit zu der einer Menschen-Arbeit ist eine grundlegende und ihre Unterscheidung inzwischen eine notwendige Bewusstseinsaufgabe.

Als Instrument einer auf den eigenen Leib gerichteten Willens-Erweckung ist die Eugestik immer hinreichend ausgestattet mit den Kompetenzen und Ressourcen der je eigenen Individualität; d.h. jeder Mensch erfährt in der Eugestik und durch die Eugestik eine zuallererst ihm selbst zugängliche und ihm selbst angemessene Bewusstseinsreifung.

 - sie ist unabhängig vom Behinderungs- oder Bildungsgrad

 - sie wird auf leiblicher Ebene als Arbeitsgeste und Körpergeste erlebbar und

 - sie erfährt auf seelisch-geistiger Ebene im herkömmlichen Sprachgebrauch ihre

    Entsprechung als Tugend, Lebensfreude, positive Welteinstellung, Ethik.

 

"Die Geste ist mehr als eine mechanische Bewegung, in ihr drückt sich aus, spiegelt sich physisch wider, wes Quelle sie ist. Wesen und Erscheinung bilden in der Geste eine Einheit: Die Geste ist der Verschmelzungspunkt von Wesen und Erscheinung."

 

Eugestik

- ist lebensbegleitend (nicht nur arbeitsbegleitend) schulbar,

 - appelliert an die Selbsterziehung des erwachsenen Menschen und

 - harmonisiert den Atmungsvorgang zwischen ICH- und Weltwahrnehmung